Belarus Daily | 21. Nov

Frage der Verlegung der Eishockey-Weltmeisterschaft von Minsk ist dringender denn je, Tichanowskaja beabsichtigt, sich an den UN-Sicherheitsrat zu wenden, um die Einberufung eines Tribunals zu Belarus in Gang zu setzen

21. November 2020 | BYHelp-Mediagroup
Source: Vadzim Zamirouski, TUT.BY

„Es ist undenkbar, ein Turnier in einem Land zu veranstalten, in dem der Staat die Demonstranten terrorisiert.“ Aber warum kann die Meisterschaft nicht verlegt werden?

Der Rat der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF) hat diese Woche immer noch nicht entscheiden können, ob die Weltmeisterschaft von Belarus in ein anderes Land verlegt werden soll. Die Unentschlossenheit der Führung der Eishockey-Föderation wurde von vielen europäischen Medien verurteilt.

Der schwedische Journalist Per Bjurman schrieb eine Kolumne für die führende schwedische Zeitung „Aftonbladet“. Für ihn ist die Situation bei der Meisterschaft in Minsk ganz klar: „Ich verstehe nicht, warum es immer noch Diskussionen gibt. Es ist völlig klar, dass es undenkbar ist, ein Turnier in einem Land zu veranstalten, in dem der Staat die Demonstranten terrorisiert und der Chef der Eishockey-Föderation höchstwahrscheinlich mit den Peinigern in Verbindung steht.“ Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass der Chef der Belarusischen Eishockey-Föderation Dmitri Baskow nicht nur persönlich an den Übergriffen auf Protestierende in Minsker Innenhöfen teilgenommen hat, sondern auch an der Misshandlung des inzwischen verstorbenen Raman Bandarenka beteiligt war.

Der Journalist des dänischen Fernsehsenders DR Lars Jørgensen nahm Kontakt mit dem Chef der Dänischen Eishockey-Föderation Henrik Bach Nielsen auf und dieser erklärte: „Für mich hat die Sicherheit von Spielern und Fans den höchsten Stellenwert. Wir sehen, dass sich die Lage in Belarus seit August nicht verbessert hat. Und wenn sich der Verdacht gegen den Vorsitzenden der Belarusischen Föderation bestätigt, wird dies mit der Austragung der Weltmeisterschaft in Minsk unvereinbar sein.“ Der Vizepräsident der Internationalen Eishockey-Föderation Kalervo Kummola sprach sich ebenso gegen die Durchführung der Eishockey-WM 2021 in Minsk aus.

Auch Christoph Becker, Journalist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, einer der populärsten deutschen Zeitungen, glaubt, dass es zurzeit unmöglich ist, die Meisterschaft in Belarus auszutragen.

Lukashenko
Source: Novaya Gazeta

Tichanowskaja beabsichtigt, sich an den UN-Sicherheitsrat zu wenden, um die Einleitung der Ermittlungen und die Einberufung eines Tribunals zu Belarus in Gang zu setzen

Swetlana Tichanowskaja erklärte bei Treffen mit dem Ministerpräsidenten und Außenminister der Niederlande, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht ungestraft bleiben werden. Beweise für Verbrechen würden zur Prüfung durch den Internationalen Strafgerichtshof und den Gerichtshof in Den Haag vorbereitet.
Außerdem sagte sie, dass Belarus in Zukunft mit Sicherheit das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs unterzeichnen werde. Solange dies noch nicht geschehen ist, wird sie an den UN-Sicherheitsrat appellieren, Ermittlungen einzuleiten und ein Tribunal zu Belarus einzuberufen.

Source: Pressedienst von Swetlana Tichanowskaja

Für angebliche Teilnahme an einer Kundgebung leitet die Polizei gegen einen Toten rechtliche Schritte ein

Die Bewohner einer Minsker Wohnung erhielten von der Polizei ein seltsames Schreiben. In einer Kopie des Protokolls stand geschrieben, dass Melnikau Aljaksandr Jafimawitsch am 13. September aktiv an der nicht genehmigten Kundgebung teilgenommen habe. „So hieß mein Vater, und er wohnte tatsächlich unter dieser Adresse“, sagte Anton Melnikau, der Sohn des Verstorbenen, „das Protokoll kam an die Adresse der Eltern, meine Mutter hat es durchgelesen. Sie war sehr erschüttert, ist das doch nicht die beste Art, sich an einen geliebten Menschen zu erinnern.“
Die Polizei entschuldigte sich für den „technischen Fehler“ und teilte mit, dass „dies ein Einzelfall sei“.

Belarus protests
Source: TUT.BY

Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch lehnt ihre Rückkehr nach Belarus ab, solange Lukaschenko Präsident bleibt

„Das, was er tut, ist eine Katastrophe. Seit der Wahlmanipulation im August wurden 27 Tausend Menschen verhaftet: Wissenschaftler, Professoren, ganz normale Menschen, Arbeiter und Studenten. Dies betrifft alle Bevölkerungsgruppen. Lukaschenko zerstört das Land“, sagte Alexejewitsch.

Swetlana Alexijewitsch ist Vorstandsmitglied des Koordinierungsrates. Bis zu ihrer Abreise im September blieb sie als einzige Vertreterin des Koordinierungsrates von Verhaftung verschont. Nach einer Reihe von Anrufen mit unbekannten Nummern und mehrmaligen Versuchen von Unbekannten, in ihre Wohnung zu gelangen, versammelten sich Vertreter mehrerer diplomatischer Vertretungen in Minsk bei Swetlana zu Hause, um sie vor Festnahme und Verhaftung zu schützen.

Ende September verließ der Schriftsteller Belarus, hatte jedoch nicht vor, im Exil zu bleiben. Zurzeit befindet sie sich zur medizinischen Behandlung in Deutschland.

svetlana alexievich
Vertreter von Botschaften verschiedener Länder in der Wohnung bei Alexijewitsch.
Source: Ann Lindes Twitter


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