Belarus Daily | 9. Jan

IIHF bezweifelt offizielle Daten zu COVID-19; Teilnehmer der Allbelarusischen Versammlung in Sanktionslisten aufgenommen; Entlassungen, Verurteilungen und Einschüchterung

9. Januar 2021 | BYHelp-Mediagroup 
Proteste, orthodoxes Weihnachten und unerwarteter Schneefall: Belarus:innen zeigten erneut Wunder der Selbstorganisation: Feiertage landesweit nach nationalen Traditionen begangen.
Source: TUT.BY

Teilnehmer:innen der Allbelarusischen Volksversammlung in Sanktionslisten aufgenommen

Der Nationale Krisenstab unter der Leitung von Pawel Latuschko, einem Mitglied des Präsidiums des Koordinierungsrates, wird ab dem 18. Januar Delegierte der Allbelarusischen Volksversammlung zu den Sanktionslisten hinzufügen. Dieselben Leute werden in das Zentralregister zur Erfassung von Straftaten aufgenommen.

Die Allbelarusische Volksversammlung soll vom 11. bis zum 12. Februar in Minsk stattfinden. Die Gesamtzahl der Teilnehmer:innen des Treffens und der Gäste beträgt 2.700 Personen. Es heißt, dass die Teilnehmer:innen des Forums von den Lokalparlamenten und den größten zivilgesellschaftlichen Organisationen gewählt werden. Nach dem bereits veröffentlichten Listen werden die Teilnehmer der Allbelarusischen Versammlung lokale Beamte, Leiter von Unternehmen und Vorsitzende der Wahlkommissionen sein, die an den Wahlfälschungen beteiligt waren.

Source: BELNAVINY

IIHF-Vorstandsmitglied: „Wir haben Zweifel an den Daten, die Belarus über das Coronavirus meldet“

Der bekannte frühere tschechische Torhüter und Vorstandsmitglied des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) Petr Břiza, kommentiert die Informationen über eine mögliche Verlegung der Weltmeisterschaft aus Minsk. Er sagt, dass die vom IIHF erhaltenen Daten Zweifel an den Fakten über das Coronavirus in Belarus aufkommen lassen: „Wir haben Zweifel an der Verlässlichkeit der Fakten, die Belarus über das Coronavirus berichtet.“

Neben Sicherheitsfragen kann COVID-19 einer der Gründe für eine Verlegung des Turniers aus Minsk sein. Der Vertreter des tschechischen Eishockeyverbandes Zdenek Zikmund sagte, dass man nun auf die Ergebnisse der Verhandlungen von René Fasel mit der Führung von Belarus warte.

Petr Břiza.
Source: TUT.BY

Eine Rentnerin wurde auf dem Weg von der Kirche festgenommen und mit einer Geldstrafe belegt, weil sie „einen weiß-rot-weißen Regenschirm mit ihren Händen schwenkte“

Nach einem Gottesdienst, ging eine Minsker Rentnerin mit einem rot-weißen Regenschirm spazieren und landete auf der Polizeistation.

Diese Geschichte ereignete sich am 3. Januar nach dem Gottesdienst von Tadeusz Kondrusiewicz in der Kathedrale im Zentrum von Minsk. An diesem Tag wurde dem ehemaligen Oberhaupt der katholischen Kirche in Belarus zu seinem 75. Geburtstag gratuliert, und es wurde auch bekannt, dass der Papst den Rücktritt des Metropoliten akzeptiert hatte. Maryja Rewuzkaja nahm an diesem Gottesdienst teil und machte sich danach auf den Weg nach Hause.

In den Händen des Rentners befand sich ein rot-weißer Regenschirm mit der Aufschrift „Polska“. „Als Tadeusz Kondrusiewicz nicht nach Belarus einreisen durfte, begann ich überall mit diesem Regenschirm zu spazieren“, schildert Maryja Antonauna. Sie erzählt weiter, dass sie bald von sechs Sicherheitsbeamten festgenommen wurde. „Später sagten sie vor Gericht aus, dass ich ‚Es lebe Belarus‘ gerufen und eine Mahnwache abgehalten hätte.“

Ein schwarzer Kleinbus brachte sie zur Polizeistation. Dort wurden die persönliche Gegenstände der Minskerin beschlagnahmt: ein Ehering, eine Silberkette und ein Medaillon mit dem Bild der Muttergottes sowie der Regenschirm. Sie sagt, man habe sie nicht zu Hause anrufen lassen. Die ganze Zeit über machte sich die Familie Sorgen um die Rentnerin, die Tochter erfuhr erst am Morgen des 4. Januar von ihrer Festnahme. Noch am selben Tag fand der Prozess statt, und die Frau wurde mit einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen belegt, mehr als 270 Euro.

„Sie sagten, wenn ich die Geldstrafe nicht innerhalb eines Monats bezahle, gehen alle meine persönlichen Sachen an den Staat. Das wäre sehr schade: Sie bedeuten mir viel. Aber diese Geldstrafe entspricht zwei Monatsrenten!“, seufzt die Rentnerin.

Maryja Rewuzkaja mit dem Regenschirm, derentwegen sie verhaftet wurde.
Source: TUT.BY

„Man drohte uns, uns unser Kind wegzunehmen“: Traktorist und Blogger aus Choiniki beantragt politisches Asyl in Lettland

Jauhen Wasilkou lebte bis vor kurzem im Dorf Wiz in der Region Choiniki und arbeitete als Traktorfahrer. Er wurde berühmt durch ein Video, in dem er aus der Sicht eines Dorfbewohners über die unfairen Wahlen nachdenkt. Am 3. August wurde er von der Polizei wegen „Ungehorsams“ festgenommen. Jauhen wurde zu 10 Tagen Haft verurteilt und später verlor er seine Arbeit. Der Mann nahm an Protesten in Choiniki teil und betrieb die YouTube-Kanäle „Chronik eines Maschinisten“ und „Choiniki fürs Leben“. Im Dezember 2020 beschuldigte die Polizei Jauhen des „Extremismus“. Er reproduzierte in seinem Kanal „Choiniki fürs Leben“ Materialien aus einem Telegram-Kanal, der in Belarus offiziell als extremistisch eingestuft ist.

Jauhen sagt, dass er Belarus nicht habe verlassen wollen. „Aber ich hatte keine Wahl … Ich wurde wegen der Videos über die Unruhen in der Region Choiniki bedroht. Die Polizisten sagten, dass sie uns aufgrund solcher Handlungen unser Adoptivkind wegnehmen könnten, weil es eine Waise und keine fünf Jahre alt ist“, berichtet Jauhen Wasilkou. In Lettland wird der ehemalige Traktorfahrer sowohl von den Behörden als auch von der belarusischen Diaspora unterstützt.

Jauhen Wasilkou mit seiner Familie.
Source: Radio Svaboda

Trainer der Eishockeymannschaft Junost entlassen, der den Brief der Sportler zu Unterstützung der Regierung nicht unterschrieben hat

Aljaksandr Makryzki hat den Posten des Cheftrainers der Minsker Eishockeymannschaft Junost verlassen. Formell wurde der Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen gekündigt. Journalisten haben jedoch erfahren, dass Aljaksandr Makryzki der einzige Trainer der belarusischen Eishockeylliga ist, der den Pro-Regierungsbrief der Sportler nicht unterschrieben hat. Makryzki spielte bis vor kurzem für Lukaschenkos Eishockeymannschaft und lehnte eine Stellungnahme ab.

Aljaksandr Makryzki.
Source: t.me/radiosvaboda

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