Belarus Daily | 14. Mär

Tichanowskajas Appell an politische Gefangene; europäische Politiker empört über Geschehnisse in Belarus; Belarusen verbrennen Lukaschenko-Puppen bei Winterverabschiedung

14. März 2021 | Voice of Belarus
„Wir werden uns nicht ergeben, solange die Repressionen andauern, solange ehrliche Menschen hinter Gittern sitzen“ – Kundgebungen zur Unterstützung politischer Gefangener fanden in ganz Belarus und im Ausland statt.
Source: TUT.BY

Tichanowskaja fordert politische Gefangene auf, ihren Hungerstreik zu beenden

Swetlana Tichanowskaja forderte die politischen Gefangenen Ihar Losik, Ihar Banzar und Dsmitry Furmanau auf, ihren Hungerstreik zu beenden, den sie aus Protest gegen die eingeleiteten Verfahren gegen sie ausgerufen hatten: „Sie riskieren jetzt Ihr Leben, indem Sie Ihren Protest durch einen Hungerstreik ausdrücken. Aber wir, Belarusen, sind nicht bereit, Sie zu riskieren. Belarus braucht Sie.“

Tichanowskaja sagte auch, dass ihr Team weiterhin versucht zu erreichen, dass die UN-Sonderberichterstatterin für Belarus Anais Marin nach Belarus einreisen darf: „Diese Woche habe ich mich mit den Delegationen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen getroffen, um Finanz- und Visa-Sanktionen gegen Richter, Staatsanwälte und Gefängnisleitungen zu verhängen, die Ihren Forderungen nicht nachkommen. Diese sind verpflichtet, Mitarbeiter*innen von diplomatischen Vertretungen und Botschafter*innen den Zutritt zu den Gefängnissen zu ermöglichen.“

Die US-Kongressabgeordneten äußerten sich besorgt über die neuen Anklagen gegen Ihar Losik, verurteilten den Druck auf die Presse in Belarus und forderten die Behörden auf, alle politischen Gefangenen sofort freizulassen.

Swetlana Tichanowskaja.
Source: Deutsche Welle

Diplomatischer Skandal zwischen Belarus und Polen: Europäische Politiker empört über Geschehnisse in Belarus

Die Staatssekretärin für die Europäische Nachbarschaft und Amerika des britischen Außenministeriums Wendy Morton bezeichnete die Politik des offiziellen Minsk wegen der Ausweisung der polnischen Konsuln aus Belarus als feige.

„Großbritannien erklärt sich nach der ungerechtfertigten Ausweisung von drei polnischen Diplomaten aus Belarus solidarisch mit Polen. Ein weiterer feiger Angriff auf diejenigen, die einfach nur ihren Job machen. Unsere Länder sind sich einig in ihrer Unterstützung für das belarusische Volk. Razem dla Bialorusi!“, schrieb Morton auf Twitter.

Inzwischen hat das belarusische Außenministerium bereits drei polnischen Diplomaten angeboten, Belarus zu verlassen. 

Die Ministerpräsidenten der baltischen Staaten besprachen unter Teilnahme von Ursula von der Leyen, der Präsidentin der Europäischen Kommission, ebenfalls die Situation in Belarus. Die Politiker sind der Meinung, dass es notwendig ist, das belarusische Volk nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten zu unterstützen und diese Priorität auf der EU-Agenda zu halten.

Die litauische Premierministerin Ingrida Šimonytė erklärte zudem, dass ihr Land mit den Fortschritten bei der Umsetzung der Empfehlungen aus den Stresstests des belarusischen Kernkraftwerks nicht zufrieden sei. Sie erinnerte an die Leitlinien der Europäischen Kommission zum Ausschluss von Energie aus unsicheren Kraftwerken vom EU-Markt.

Wendy Morton.
Source: NAVINY.BY

Belarusen verbrennen Lukaschenko-Puppen bei Winterverabschiedung

Um sich vom kalten Winter zu verabschieden, verbrannten die Belarusen von Minsk, Babruisk, Nawapolazk, Homel, Moskau und Lodz Bildnisse von Lukaschenko als Personifikation des Unglücks und der Probleme, die sich im Laufe des Jahres angesammelt hatten. 

Die Einwohner von Senniza, Shodsina, Salihorsk, Barauljany und Hrodna veranstalteten Kundgebungen der Solidarität mit politischen Gefangenen, deren Zahl von Tag zu Tag zunimmt.

Source: Charter97.org

Um die in den Hungerstreik getretenen politischen Gefangenen Ihar Losik, Ihar Banzar und Dsmitry Furmanau zu unterstützen, veranstalteten die Belarusen von Breslau eine Solidaritätsaktion. Mitten in der Stadt bildeten sie aus leeren Tellern das Wort „Wahrheit“.

Solidaritätsaktionen fanden auch in Annecy, Berlin, Warschau, Danzig, Lemberg, Oslo und St. Petersburg statt.

Source: Radio Svaboda

Aktivisten des Südflorida-Verbandes der Belarusan-American Association veranstalteten eine Mahnwache vor dem Büro der Citibank in Miami. Das Bankensystem der Citigroup stimmte im Juni 2020 zu, einer der Koordinatoren des Verkaufs von belarusischen Staatsanleihen in Höhe von 1,25 Milliarden US-Dollar zu sein, wobei die Londoner Niederlassung von Citi als Chief Financial Officer des Projekts fungiert.

Source: Radio Svaboda

BBC: Maria Kolesnikowa – Symbol des belarusischen Protests

Der britische Sender BBC veröffentlichte einen Beitrag über Maria Kolesnikowa, wie sie zu einem Symbol der Freiheit in Belarus wurde und auch im Gefängnis dieses Symbol bleibt. 

Maria Kolesnikowa war Leiterin des Wahlkampfteams von Viktar Babaryka, dem Ex-Präsidentschaftskandidaten bei den Wahlen in Belarus. Sie ist die einzige Anführerin der belarusischen Opposition, die sich weigerte, Belarus zu verlassen und dadurch im Gefängnis landete. Sie muss mit bis zu 12 Jahren Gefängnis rechnen.

In der Nacht vom 7. auf den 8. September 2020 zerriss Maria Kolesnikowa an der belarusisch-ukrainischen Grenze ihren Reisepass, um Belarus nicht zu verlassen. Sie wurde wegen des Verdachts festgenommen, zu Taten aufgerufen zu haben, die die nationale Sicherheit gefährden würden. Seit einem halben Jahr sitzt sie nun in Untersuchungshaft, und gegen sie tauchen allmählich neue Strafverfahren auf. Unter anderem auch wegen einer Verschwörung zur Machtergreifung und wegen der Gründung einer extremistischen Organisation.

Während sie in Europa mit Preisen für ihren Beitrag zum Kampf für die Menschenrechte ausgezeichnet wird, geht der Staatsapparat gegen Maria selbst hart vor: Ihren Anwälten wird die Lizenz entzogen und ihr selbst werden keine Briefe von ihrer Familie und ihren Freunden zugestellt.

Kolesnikowas Gefährtinnen Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo erzählten, wie sie weiterhin für die Freiheit von Maria und allen politischen Gefangenen in Belarus kämpfen.

Source: novychas.by