Im Krankenhaus verstarb ein Mann aus Brest, der bei der Protestaktion von Einsatzkräften angeschossen wurde.

Er war 44 Jahre alt

19. August 2020, 11:30 | TUT.BY
Gennadiy Shutov
Source: TUT.BY

Im Minsker Militärkrankenhaus starb der 44-jährige Gennadij Schutov. Das berichteten  dem TUT.BY  Verwandten des zuletzt in Brest lebenden Mannes.  Er wurde am 11.08.2020 während des Protestmarsches unweit der Moskowski-Bezirksverwaltung in Brest durch einen Kopfschuss verletzt.

Laut Verwandten des Mannes, berichteten die von ihnen angesprochenen Augenzeugen, dass Gennadij in keine Handgemenge oder  sonstige Auseinandersetzung verwickelt gewesen sei, er sei einfach gelaufen.  Augenzeugen vermuten, dass der Schuss, der ihn am Kopf verletzte, von einem Dach aus abgefeuert wurde.

Die Verwandten suchten zwei Tage lang nach Gennadij Shutov. Es stellte sich heraus, dass dieser zuerst ins Kreiskrankenhaus in Brest eingeliefert wurde und von dort mit einem Hubschrauber ins Militärkrankenhaus nach Minsk verlegt wurde. Seine Tochter Ljudmila sagte dem TUT.BY, dass ihr Vater eine Kopfschussverletzung erlitten hat und dadurch eine

“Schwere weitflächige Gehirnschädigung, die Ärzte machen keine Aussage über eine Prognose”

Gennadij Schutov verstarb heute, am 19. August um 10 Uhr 20 im Militärkrankenhaus. 

Im Laufe des Tages hat das Gesundheitsministerium seinen Tod mit Bedauern bestätigt. „Am Abend des 18. August ist sein Zustand sehr verschlechtert, und trotz aller Mühen konnten Ärzte den Patienten nicht mehr retten“. 

Das Innenministerium berichtete, dass die Polizei in Brest am Abend des 11.08.2020 in die Demonstrantenmenge scharf geschossen hatte. Nach Angaben der Polizei, gäbe es einen Verletzten. Es bleibt unklar, ob es sich bei der Polizeiangabe um Gennadij Shutov handelt.

Im detallierten Bericht der Polizei heißt es, dass scharf geschossen wurde, um das Leben und die Gesundheit der Kollegen vor “einer Gruppe aggressiv gestimmter, mit Schlaggegenständen ausgerüsteten Bürgern” zu schützen, nachdem diese nicht durch die abgegebenen Warnschüsse gestoppt werden konnten.

Zwischen dem 9. und dem 11. August wandten sich ca. 100 Menschen mit Schlagwunden, Gewebskontusionen, Knochenbrüchen, Verletzungen von Brustkorb und inneren Organen an den Notdienst und Krankenhäuser in Brest. 23 Verletzten wurden stationär aufgenommen, einige von ihnen mussten operiert werden.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass am Abend nach den Wahlen wie auch am darauffolgenden Tag in Brest Massenproteste und Auseinandersetzungen mit der Polizei stattfanden.

Gennadij ist das dritte Todesopfer im Zusammenhang mit Protestaktionen nach den Präsidentenwahlen in Belarus.

Das erste Todesopfer war Aleksandr Tarajkowskij, er wurde am 10. August auf der Pritytski Straße in Minsk erschossen, wo die Einsatzkräfte brutal gegen Teilnehmer der Protestaktion durchgriff. Als hauptsächliche Todesursache steht in seiner Sterbeurkunde “offene Brustkorbwunde”, er starb durch massiven Blutverlust. Aus dem Innenministerium wurde zuvor berichtet, Tarajkowskij sei durch einen in seinen Händen explodierten Sprengsatz, den er auf Polizisten werfen wollte, zu Tode gekommen. Die Augenzeugen berichteten jedoch, dass in seinen Händen keine Explosion stattfand. Aleksandr war 34 Jahre alt, er hinterlässt eine dreijährige Tochter.Vor Kurzem fand in Homel das Begräbnis des 25-jährigen Aleksandr Wikhor statt. Der junge Mann wurde am 9. August festgenommen, als er auf dem Weg zu seiner Freundin war. Seine Verwandten suchten nach ihm mehrere Tage lang, fanden aber keine Informationen  über sein Verbleib. Sie erkundigten sich bei der Kreispolizei und bis in die Nacht hinein hielten sie Wache vor dem U-Haft Gebäude, bekamen jedoch keinerlei  Auskunft. Am 12. August waren sie erneut bei der Kreispolizei, um eine Vermisstenanzeige  aufzugeben. Und erst dann erfuhren sie, dass ihr Sohn bereits seit dem 11. August nicht mehr lebt.