Belarus Daily | 5. Apr

Allein im März gibt es 1.100 „politische“ Festnahmen; über 1.500 Beamte unterzeichnen Brief für Rücktritt Lukaschenkos

5. April 2021 | Voice of Belarus
Menschenrechtsler*innen fassten die Ergebnisse des März zusammen: Mehr als 1.100 „politische“ Inhaftierungen, 6.400 Tage Arrest, und Geldstrafen in Höhe von 121.000 Rubel (38.000 Euro).
Source: TUT.BY

Projekt 23.34 erstellt Bericht über Geschichten von fünftausend Häftlingen 

In 26 % der Fälle wurden Personen während der Verhaftung körperlich misshandelt, in 52 % der Fälle wurde psychische Gewalt angewendet.

Ziel des Projekts 23.34 ist es, Informationen über alle Verstöße von Polizei, Richtern und anderen Regierungsbeamten seit Beginn des Wahlkampfs 2020 zu sammeln.

Source: TUT.BY

Über 1,5 Tausend Beamte unterzeichnen Brief für Lukaschenkos Rücktritt

1674 Beamte unterzeichneten einen Brief, in dem sie ein Ende der Gewalt, die Freilassung der politischen Gefangenen, die strafrechtliche Verfolgung der Leiter der Sicherheitsdienste und des Zentralen Wahlkomitees sowie die Durchführung neuer Präsidentschaftswahlen forderten.

1.273 Personen gaben an, dass sie derzeitige Mitarbeiter staatlicher Behörden (76 %) und 401 ehemalige Mitarbeiter (24 %) sind.

Der Brief wurde von Vertretern aller wichtigen Regierungsstellen unterzeichnet. Ursprünglich hatte der Initiator des Briefes, das Projekt „Tschestnyja ljudsi“ (Ehrliche Menschen) , damit gerechnet, über 5.000 Unterschriften zu sammeln. „Der direkte Druck der Führung, die Teilnahme an den Repressionen der Sicherheitskräfte und die staatliche Propaganda schaffen jedoch Bedingungen, unter denen es praktisch unmöglich ist, seine Position offen zu vertreten“, räumten die Organisatoren ein.

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Beide Organisatoren der geschlossenen Ausstellung über belarusische Ärzte inhaftiert

Die Wohnung von Natallja Trenina, Aktivistin und eine der Organisatorinnen der Ausstellung über die belarusischen Ärzte „Die Maschine atmet, aber ich nicht“, wurde durchsucht, dabei wurde die Ausrüstung beschlagnahmt. Trenina selbst hat sich seit mehreren Stunden nicht mehr gemeldet. Am Abend wurde bekannt, dass sie seit 72 Stunden inhaftiert ist und sich in der Akreszina – Untersuchungshaftanstalt befindet.

Am Nachmittag antworteten eine weitere Organisatorin der Ausstellung, Tazzjana Hazura-Jaworskaja, sowie ihr Mann Uladsimir Jaworski nicht mehr auf Kontaktmeldungen. Um Mitternacht sagte Uladsimir, dass Tazzjana festgenommen wurde und sich in einer der Untersuchungshaftanstalten der Hauptstadt befindet. Am Nachmittag seien auch ihre Wohnung und das Büro des öffentlichen Vereins „Sweno“ durchsucht und Geräte beschlagnahmt worden. 

Die Ausstellung „Die Maschine atmet, aber ich nicht“ war den belarusischen Medizinern und den Herausforderungen gewidmet, mit denen sie im letzten Jahr konfrontiert waren: Die COVID-19-Pandemie und die Politisierung des Gesundheitssystems. Die Autoren der in der Ausstellung präsentierten Werke sind berühmte Fotografen und Künstler. Die bewegendsten und tragischsten Exponate sind die Notizen, die von Menschen unter Beatmungsgeräten geschrieben wurden.

Die Ausstellung wurde am 30. März eröffnet, aber am 1. April wurde sie von den Behörden geschlossen.

Source: TUT.BY

Die Behörden haben die Konten von Protestanführern gesperrt, die auf die „Terroristenliste“ gesetzt wurden

Swetlana Tichanowskaja’s Konten in Belarus wurden gesperrt. Dies geschah, nachdem die Behörden Tichanowskaja als eine an terroristischen Aktivitäten beteiligte Person eingestuft hatten. Das einzige Einkommen, das in letzter Zeit auf dieses Konto kam, war die Sozialrente für ein behindertes Kind unter 18 Jahren, die 223 Rubel pro Monat (etwa 70 Euro) betrug.

Zuvor hatten Pawel Latuschka und Anton Matolka auch berichtet, dass ihre Konten gesperrt worden waren. 

Gründerin des Presseclubs Julija Sluzkaja über das Gefängnisleben

Julija Sluzkaja.
Source: press-club.by

Die Medienmanagerin und Gründerin des Presseclubs Julija Sluzkaja sitzt seit dem 22. Dezember im Gefängnis, da sie beschuldigt wird, keine Steuern gezahlt zu haben.

Notizen über ihr Gefängnisleben erschienen auf Julijas Facebook-Seite. 

1. Ein Kugelschreiber ohne Mine ist ein guter Trinkhalm. Man kann dadurch trinken und dabei die Lippen am Becher nicht verbrennen. Denn die Flüssigkeit in einem Aluminiumbecher ohne Henkel kühlt schneller ab als die Ränder des Bechers. Es ist sehr leicht, sich zu verbrennen! Außerdem bekamen die jungen Frauen durch den Kontakt mit Aluminium Allergien auf den Lippen. Hauptsache, man legt die Mine danach schnell wieder in den Kugelschreiber, sonst nimmt man ihn bei der Durchsuchung weg. 

2. Eine medizinische Maske ist eine großartige Abdeckung für diesen Becher. Man bindet Gummibänder zusammen und kann den Becher in den Händen halten. Auch hier ist die Hauptsache nicht zu vergessen, die Maske wieder abzunehmen.

3. Streichholzschachtel ist ein Löffel zum Bestreuen von Kaffee und Zucker (normale Löffel werden nur zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen mitgebracht).

4. Löslichen Brei kann man in einer Seifenschale vorbereiten und mit einem Zahnbürstenkasten (ein Kasten ergibt zwei Löffel!) kann man essen.