Andrej Sannikow wendet sich in einem offenen Brief an alle EU-AußenministerInnen

22. August 2020 | Charter97
Andrej Sannikow.
Source: Charter97

Der Politiker warnt vor Absichten des Außenministers Makej, des Mittäters der Verbrechen von Lukaschenkas Regime.

Der Leiter der Bürgerinitiative „Europäisches Belarus“ Andrej Sannikow hat einen offenen Brief an alle AußenministerInnen der EU-Staaten gerichtet.

Das teilte er in seinem Facebook-Account mit:

„Liebe Freundinnen und Freunde,

ich habe zufällig erfahren, dass mein ehemaliger Untergebener Wladimir Makej euch einen kläglichen Brief geschrieben hat, in dem er bittet, seinen Banditenhaufen mit Lukaschenka an der Spitze zu verschonen und in Saus und Braus weiterleben zu lassen. Sie möchten weiterhin ungestraft unschuldige Menschen mit Blendgranaten in die Brust und mit Kugeln in den Hinterkopf töten, erwachsene Männer vergewaltigen, jungen Frauen die Gebärmütter in Gefangenentransportern zerreißen und Jugendlichen eine Knüppel mit dem Fuß in den Hals schieben.

Er bittet euch, sie dafür nicht hart zu bestrafen: weder ihn noch seinen Chef, da sie noch nicht alle ihre Perversionen genug genossen, noch nicht alle Augen in Schädel hineingepresst, noch nicht alle Hodensäcke mit ihren eleganten Hufeisen zerschlagen, noch nicht alle Mütter zum aufschreien beim Ansehen ihrer verstümmelten Kinder gebracht haben.

Sie wollen es noch mehr geniessen und bitten euch um Verständnis. Insbesondere sollen ihre finanziellen Möglichkeiten nicht eingeschränkt werden. Sie  benötigen euer Geld sehr, um ihre Späße zu bezahlen.

Noch einmal: Sie bezahlen mit eurem Geld die physische Vernichtung der Belarussen und bitten euch darum, die finanzielle Unterstützung für ihre Lieblingsspiele nicht zu kürzen.

Ich würde mich an euch, liebe Freundinnen und Freunde, wegen solch einer Kleinigkeit wahrscheinlich nicht wenden. Viele von euch kenne ich schon lange. Ich habe mit euren Institutionen noch zu den Zeiten zusammengearbeitet, als Belarus frei war. Damals versuchten wir gemeinsam, ein Sicherheitssystem in Europa aufzubauen, das heute immer wieder von Makej und seinem Herrn untergraben wird.

Ich würde euch wegen solch einer Kleinigkeit nicht stören, wenn dieser lügnerische Mistkerl nicht von irgendwelchen anonymen Drohungen gegenüber seinem elfjährigen Sohn erzählt hätte. Er rechnet damit, dass ihr ihm jetzt diese Geschichte abkauft und all die Verbrechen verzeiht. Aber irgendwie vergisst er dabei, dass er höchstpersönlich vor zehn Jahren an der Entführung meines dreijährigen Sohnes beteiligt war, dass mein Sohn und Irina Chalip, seine Mutter und meine Ehefrau, schikaniert wurden.

Damals leitete er Lukaschenkas Verwaltung. Er war der Organisator aller Provokationen gegen Zivilisten und der Vollstrecker der schmutzigsten Befehle seines Herrn.

Liebe Freundinnen und Freunde, ich verstehe, dass ihr aufgrund eurer Dienstpflichten mit diesem Monster reden musstet, obwohl viele von euch dabei ein starkes Ekelgefühl empfunden haben.

Jetzt sieht die Lage anders aus. Der Serienverbrecher Makej repräsentiert weder den belarussischen Staat noch das belarussische Volk. Er ist Mittäter und Vollzieher der Verbrechen dieses Regimes, und dafür wird er sich bestimmt vor Gericht verantworten müssen. Ihr solltet mit ihm nicht mehr reden.

Obwohl er seinem Wesen nach ein Spitzel ist und als Zeuge im Prozess gegen seinen Chef nützlich sein kann.

Mit herzlichen Grüßen

Botschafter Andrej Sannikow,

Träger des Bruno-Kreisky-Preises für Verdienste um die Menschenrechte.“