Bloomberg: Firma, die Belarus mit Filter-Technologie für Internet-Traffic ausgerüstet hat, kündigt Vertrag

15. September 2020, 22:26 | Nikita Melkoserov, Onliner
Source: Onliner

Ende August berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die Regierung von Belarus während der Wahlen den Zugang zum größten Teil des Internets mit Hilfe von Ausrüstung der amerikanischen Firma Sandvine Inc blockiert hat. Diese Information wurde aus zwei unabhängigen Quellen bestätigt. Nun gibt Bloomberg bekannt, dass das Technologieunternehmen, das von der privaten Investmentfirma Francisco Partners finanziert ist, das Geschäft mit Belarus mit der Begründung gekündigt habe, die belarusischen Behörden hätten mithilfe seiner Technologie Menschenrechte verletzt.

Laut Bloomberg wurde die Technologie des Unternehmens vom belarusischen „National Traffic Exchange Center“ (NTEC) genutzt, um während der landesweiten Proteste Tausende von Websites zu blockieren.

Zuvor hatte sich herausgestellt, dass Sandvine-Vertreter im Mai persönlich mit belarusischen Beamten zusammengetroffen waren und dabei die Technologie vorgeführt hatten, die in der Lage ist, den Zugang zu verschiedenen Websites wirksam zu blockieren. Anschließend wurden die Geräte durch den russischen Auftragnehmer Jet Infosystems zur Installation an zwei Standorten in Minsk geliefert. Dies ermöglichte dem NTEC, bis zu 150 Millionen URLs von Websites auf eine schwarze Liste zu setzen.

So gab es drei Tage lang nach dem 9. August Konnektivitätsprobleme, die fast ganz Belarus betrafen. Die Behörden behaupteten, dass das Internet in Belarus „aus dem Ausland getötet“ sei, sie hätten damit nichts zu tun.

„Dies ist eine Menschenrechtsverletzung, die zur automatischen Beendigung unseres Lizenzabkommens mit dem Endnutzer führt“, sagte Sandvine in einer Erklärung. „Unser Unternehmen nimmt Menschenrechtsverletzungen sehr ernst. Keineswegs akzeptieren wir den Einsatz unserer Technologie zur Einschränkung des Zugangs zu Informationen, die letztlich zu Menschenrechtsverletzungen führt.“

Sandvine-Vertreter beteuerten, dass sie „keine amerikanischen oder anderen anwendbaren Exportkontrollgesetze oder -sanktionen verletzt haben“. Das Unternehmen suche derzeit nach technischen Möglichkeiten, um das Risiko des Missbrauchs seiner Produkte zu verringern.