Belarus Daily | 2. Nov

2. November 2020 | BYHelp-Mediagroup
pensioners protest
Source: TUT.BY

Strafverfahren gegen Teilnehmer der Aktionen vom Sonntag

Im Anschluss an den sonntäglichen Marsch vom 1. November leitete der Ermittlungsausschuss von Belarus Strafverfahren wegen „Organisation und Vorbereitung von Handlungen, die die öffentliche Ordnung grob verletzen“ (Art 342, Teil 1 Strafgesetzbuch) ein. Nach diesem Artikel droht ein Freiheitsentzug von bis zu 3 Jahren. Gegenstand der Verfahren sind 231 Personen, die bei einem friedlichen Protest festgenommen wurden. Die Entscheidung, Strafverfahren einzuleiten, wurde in weniger als 24 Stunden getroffen, was nach Ansicht von Experten schlicht unmöglich ist, wenn man die Verfahrensregeln befolgt.

Noch vor einer Woche wurden belarussische Demonstranten lediglich nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten bestraft.

Seit August haben Personen, die von Sicherheitskräften misshandelt wurden, beim Ermittlungsausschuss mehr als 1.800 Anzeigen wegen Körperverletzung erstattet, es wurde jedoch kein einziges Strafverfahren deswegen eingeleitet.

Festnahmen in Minsk. 
Source: TUT.BY
Spuren von Gummigeschossen am Körper eines 60-jährigen Mannes. Er hatte sich schützend für ein Mädchen eingesetzt, das von der Polizei verprügelt wurde.
Source: Belarus Seichas (Belarus Now) Telegram Channel

Swetlana Tichanowskaja über die Ergebnisse des sonntäglichen Marsches: „Der gestrige Tag zeigte die Stärke des friedlichen Protests und die Ohnmacht des Regimes“

„Der gestrige Tag zeigt die Stärke des friedlichen Protests und die Ohnmacht des Regimes. Die ganze Welt weiß, dass Kurapaty für die Belarusen für die Erinnerung an die unmenschlichen Verbrechen steht, die das Sowjetregime viele Jahre lang verheimlicht hat. Und gestern beging das Lukaschenko-Regime ein neues Verbrechen. In der Nähe des Ortes, an dem Tausende unschuldiger Belarusen getötet wurden, eröffnete es erneut das Feuer auf Menschen. Am Tag des Marsches gegen den Terror verübte das Regime neuen Terror…“

Traditioneller Montagsmarsch der Rentner in Minsk

Der Marsch der Rentner stand unter dem Motto „Hört auf, uns einzuschüchtern“, ihnen schlossen sich Ärzte an. Auch die Aktion „Weißkittel“ fand am Abend des 2. November statt. Mediziner kamen zur Unterstützung von Studenten der medizinischen Hochschule, neun Ärzte wurden dabei festgenommen. Die Ärzte, die nicht festgenommen worden waren, versuchten, absichtlich den Gefangenentransporter zu besteigen, um ihre Kollegen nicht allein zu lassen. Sicherheitskräfte sagten, dass sie an dem Tag keine Frauen mehr gebrauchen konnten, berichtet der Telegram-Kanal „Belye Chalaty“ (Weißkittel, Anm. des Übersetzers).

Bis heute sind mehr als 80 Fälle von Druck und Repression gegen Beschäftigte des Gesundheitswesens in Belarus bekannt. All dies geschieht vor dem Hintergrund des Schweigens der Behörden zu den tatsächlichen Statistiken über die COVID-19-Infektionen.

Source: TUT.BY
Source: TUT.BY

Weitere Arbeiter belarusischer Unternehmen schließen sich dem Streik an

Im Laufe des 2. November erschienen im Internet Videobotschaften von Arbeitern verschiedener belarusischer Unternehmen, in denen sie ihre Beteiligung am Streik verkündeten. Der Streik wird von den Beschäftigten des Hüttenwerks in Schlobin, von „Belaruskali“ in Salihorsk und von „Hrodna Azot“ in Hrodna unterstützt.

Gleichzeitig gehen die Entlassungen weiter. So wurden im Minsker Elektrotechnischen Werk bereits 25 Mitarbeiter entlassen.

Es ist auch bekannt geworden, dass die Leitung einer der größten Raffinerien des Landes, Naftan (Nawapolazk), Mitarbeiter zu Hrodna Azot entsandt hat, um den unterbrechungsfreien Betrieb des Unternehmens zu gewährleisten, in dem viele Mitarbeiter weiterhin streiken.

Grafitti in einem Bergwerk: Einig sind wir unbesiegbar.
Source: Belaruskali Strike Committee Telegram channel

Russischer Propagandist wird Leiter einer der größten Zeitungen in Belarus

Zum amtierenden Chefredakteur der Zeitung Komsomolskaja Prawda in Belarus, eines der größten Printmedien in Belarus, ist Alexander Kots ernannt worden, ein Journalist der Moskauer Redaktion der Zeitung. Er plant, sein Amt nächste Woche anzutreten.

Aufgrund seiner Unterstützung für Terroristen verweigert die ukrainische Regierung  Alexander Kots die Einreise. Er beteiligte sich an der Berichterstattung über die Konflikte im Kosovo, in Afghanistan, Syrien, der Ukraine, im Irak, in Libyen, Ägypten und Berg-Karabach. Durch Erlass des russischen Präsidenten wurde Kots mit dem Orden „Für Verdienste um das Vaterland“ II. Grades für „Objektivität der Berichterstattung über die Ereignisse auf der Krim“ ausgezeichnet.

Nach der belarusischen Gesetzgebung darf jedoch nur ein Staatsbürger von Belarus  Chefredakteur der belarusischen Ausgabe sein; Kots besitzt keine Staatsbürgerschaft der Republik Belarus.Ende letzter Woche kündigten fünf Mitarbeiter der Redaktion der Komsomolskaja Prawda in Belarus.

A. Kots.
Source: Radio Komsomolskaya Pravda

Uladsimir Karahin, führende Persönlichkeit der Bewegung der belarusischen Unternehmer, unerwartet verstorben

Uladsimir Karahin stand viele Jahre an der Spitze von Unternehmensverbänden, war Vorsitzender des Obersten Koordinierungsrates des „Republikanischen Unternehmerverbandes“, er war 68 Jahre alt. Uladsimir setzte sich aktiv für demokratische Veränderungen in Belarus ein. Sein Tod ist ein großer Verlust für die Geschäftswelt von Belarus.

Uladsimir Karahin.
Source: TUT.BY

Solidaritätsfonds BYSOL zahlt über eine Million Euro aus

Der Solidaritätsfonds BYSOL teilte am 2. November mit, dass er bereits über 1,2 Millionen Dollar (mehr als eine Million Euro) an Geschädigte ausgezahlt hat. Das sind 35 % der bisher gesammelten 3,49 Millionen US-Dollar. Der Fonds hat bereits 2.700 Anträge positiv beschieden.

Immer mehr Belarusen benötigen Hilfe. Sie können die Menschen in Belarus durch eine Spende an BYSOL unterstützen.


For more information on the events of 2 November 2020, please visit Infocenter Free Belarus 2020: