Belarus Daily | 2. Jun

Politischer Gefangener wird nach Selbstmordversuch operiert und unmittelbar nach der Operation in die Untersuchungshaftanstalt zurückgebracht; Belarus*innen drohen, die Grenze zwischen Belarus und Polen zu blockieren, falls die EU keine Sanktionen verhängt; es ist gefährlich, Briefe an politische Gefangene in Belarus zu schreiben

2. Juni 2021 | Voice of Belarus
Der politische Gefangene Szjapan Latypau wurde wenige Stunden nach einem chirurgischen Eingriff aufgrund eines Selbstmordversuchs vor Gericht aus dem Krankenhaus geholt. Er wurde in die Untersuchungshaftanstalt zurückgebracht, wobei ihm das Recht auf eine weitere medizinische Versorgung vorenthalten wurde. Der „Prozess“ gegen Szjapan Latypau wird am 10. Juni fortgesetzt.
Source: BELSAT

Belarus*innen drohen, die Grenze zwischen Belarus und Polen zu blockieren, falls die EU keine Sanktionen verhängt

Pawel Latuschka.
Source: BELSAT

Das Zivilgesellschaftliche Krisenmanagement kündigte den Beginn von Massenprotesten an der belarusisch-polnischen Grenze an. Die erste Aktion wird am Samstag, den 5. Juni, am Kontrollpunkt Bobrowniki-Berastawiza beginnen; sie ist von den örtlichen Behörden genehmigt worden.

Während der ersten drei Tage werden die Demonstranten Kundgebungen an der Grenze abhalten und die Passanten über die Situation in Belarus informieren. Wenn in dieser Zeit die von Europa versprochenen umfangreichen Sanktionen nicht angenommen werden, werden die Belarus*innen die Straße zum Kontrollpunkt Bobrowniki-Berastawiza blockieren. Auf diese Weise fordern sie die EU auf, schneller wirksame Sanktionen gegen Lukaschenkos Regime zu verhängen.

Michelin könnte die Zusammenarbeit mit BMZ einstellen

Source: Belaruspartisan

Das französische Unternehmen Michelin wird die Tatsachen der Verletzung von Arbeitnehmerrechten im Belarusischen Metallurgischen Werk (Belarusian Steel Works, BMZ) untersuchen. Dies geht aus der Antwort des Unternehmens an den Berufsverband der Belarus*innen in Großbritannien (PUBB) hervor.

Michelin bestätigt, dass die Ratingagentur Ecovadis ihr Rating bereits herabgestuft und eine Warnung gegen das BMZ ausgesprochen hat. Michelin hat an französische und europäische Fachorganisationen (u.a. ETRMA, der europäische Dachverband der Reifen- und Gummihersteller) appelliert, Menschenrechtsfragen im BMZ zu diskutieren. Es wurden Beziehungen zu privaten Unternehmen geknüpft, die mit dem BMZ zusammenarbeiten.

Michelin wird ein externes unabhängiges Menschenrechtsaudit durchführen, bei dem vom BMZ entlassene Arbeitnehmer befragt werden, darunter auch diejenigen, die versucht haben, eine unabhängige Gewerkschaft zu gründen.

Im Falle eines negativen Abschlusses wird die Frage der Beendigung der Beziehungen zum BMZ geprüft.

Briefe an politische Gefangene in Belarus zu schreiben ist gefährlich

Sergej Tichanowski.
Source: euroradio

Sergej Tichanowski schrieb in einem der Briefe an seinen Freund, dass es gefährlich ist, an politische Gefangene in Belarus zu schreiben. Viele Menschen, die Briefe an Sergej Tichanowski im Gefängnis schreiben, werden inzwischen von der Polizei besucht und gefragt, warum sie das tun.

Heute, am 2. Juni, wurden folgende Personen zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt, die zusammen mit Sergej Tichanowski aufgrund einer Provokation bei der Mahnwache vor den Wahlen am 29. Mai 2020 in Hrodna inhaftiert worden waren: Dsmitry Furmanau wurde zu 2 Jahren, Jauhen Rasnitschenka zu 3,5 Jahren und Uladsimir Kniha zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt. Sie wurden wegen aktiver Beteiligung an Handlungen, die die öffentliche Ordnung grob verletzen, für schuldig befunden. Die Angeklagten gaben ihre Schuld nicht zu und bezeichneten das Strafverfahren als Provokation.

Politische Gefangene verlieren ihre Gesundheit, während sie auf ihren Prozess warten

Aljaxandr Wasilewitsch.
Source: Viasna Human Rights Centre

Der renommierte Geschäftsmann Aljaksandr Wasilewitsch ist Miteigentümer der Werbeholding Vondel/Hepta, der Websites kyky.org und the-village.me (beide in Belarus gesperrt) sowie der Galerie „Ў“, die dem Lager der Freiwilligeninitiative ByCovid19 zur Unterstützung belarusischer Mediziner kostenlos Platz zur Verfügung stellte. Er sitzt seit dem 10. Monat im Untersuchungshaftanstalt, angeblich wegen des Verdachts einer Straftat – Steuerhinterziehung. Aber es ist aber offensichtlich, dass die Behörden Alexander wegen seiner politischen Haltung anklagen – er war bei einem Treffen mit Lukaschenko im Untersuchungshaftanstalt, als dieser sich mit seinen wichtigsten politischen Gegnern traf: Viktar Babaryka, Sergei Tichanowski und andere Vertreter der Opposition.

Während Wasilewitschs Gefängnisaufenthalt verschlechterte sich sein Gesundheitszustand stark: Er erkrankte an Covid, seine Augen eitern ständig, Bänder an seinem Bein sind gerissen, er muss operiert werden.

Seine Frau, Nadseja Seljankowa, musste mit ihren beiden Töchtern Belarus in Richtung Estland verlassen. Ihrer Meinung nach gibt es in Belarus überhaupt kein Recht. Die Leute werden zuerst ins Gefängnis gesteckt und dann denken sie sich Gründe aus, warum sie ins Gefängnis gesteckt wurden.